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19. Lernnetzwerktreffen: "Sind Sie bereit partizipativ zu arbeiten?"

Das 19. Lernnetzwerktreffen am 07.03.2018 stand unter dem Motto "Partizipation". Staatssekretär Bothe: Mehr finanzielle Mittel für Präventionsketten und Maßnahmenförderung in den Kommunen.

Ilona Heuchel, geschäftsführender Vorstand des ISA e.V., moderierte das Lernnetzwerktreffen und führte thematisch in den Tag: Eine der großen Herausforderungen bei dem Auf- und Ausbau kommunaler Präventionsketten sei es, die in der kommunalen Verwaltung implementierten Top-Down-Strategien mit beteiligungsorientierter Angebotsplanung zusammen zu bringen. Prävention sei zunächst „Chef_innensache“, da die kommunale Spitze die strategische Entscheidung zur Entwicklung eines präventionsbezogenen Leitbilds treffen müsse. Bei der Umsetzung des Leitbilds, zum Beispiel bei der Angebotsplanung, gilt es dann, auch das Wissen der Fachkräfte und die Bedarfe der Adressaten einzubeziehen. Für die Fachleute – Planer und Koordinatoren – bedeutet dies, nicht nur die Perspektive der Adressaten bzw. der Fachkräfte einnehmen zu können, sondern darüber hinaus deren aktive Einbindung und Beteiligung für die Planung passgenauer Angebote zu fördern.

INFO: Praxisbeispiele für die beteiligungsorientierte Angebotsplanung bzw. Formate zur Beteiligung von Fachkräften und Zielgruppen gab es auch in den Foren am Nachmittag (siehe unten) sowie im Vortrag des Partizipationsforschers Andreas Bethmann aus Berlin.

Als Vertreter der gastgebenden Stadt Düsseldorf begrüßte Klaus Kaselofsky, stellvertretender Leiter des hiesigen Jugendamtes, die rund 80 Teilnehmenden. Er hat selbst in der Jugendhilfeplanung gearbeitet und auch an dem Aufbau der kommunalen Präventionskette in Düsseldorf mitgearbeitet. Die 40 Kommunen, die an der Landesinitiative „Kommunale Präventionsketten NRW“ mitwirken, erfüllen laut Kaselofsky eine Vorbildfunktion für ganz Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus. Er lobte den praxisorientierten Ansatz der Initiative, die durch ihre sozialräumliche Ausrichtung wichtige Impulse in die Quartiere gebe. Maßgabe sei, vor Ort die Weichen für gelingendes Aufwachsen zu stellen.

 

"Beteiligung ist ein Schlüssel für die Passgenauigkeit von Unterstützungsangeboten für Kinder, Jugendliche und Familien" Staatssekretär Andreas Bothe, Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration

 

Herr Staatssekretär Bothe hat die Teilnehmenden zu diesem 19. Lernnetzwerktreffen persönlich begrüßt. Seit dem vergangenen Treffen im September sei einiges auf den Weg gebracht worden: So ist von der schwarz-gelben Landesregierung  ein KiTa-Träger-Rettungspaket in Höhe von 500 Mio. Euro sowie eine Mittelerhöhung für den Kinder- und Jugendförderplan auf 120 Mio. bewilligt worden. Ferner wurde ein weiterer Ausbau der Familienzentren beschlossen, es sollen im kommenden Kindergartenjahr zusätzlich 150 neue Zentren in NRW entstehen.

Die Landesregierung hat sich zudem entschieden, den Aufbau kommunaler Präventionsketten durch eine erweiterte Finanzierung zu fördern. „Gegenüber 2017 nehmen wir […] im Bereich der kommunalen Präventionsketten zusätzliche Mittel in Höhe von fast 1,7 Millionen in die Hand“ so Staatssekretär Bothe. Das bedeute annähernd eine Verdreifachung der bisher bereitgestellten Fördermittel. Ein Teil dieser Mittel fließt umgehend in die Maßnahmenförderung: „Wir wollen 2018 auch – über die Koordinierung hinaus - als notwendig erkannte Maßnahmen mitfinanzieren […] und Sie als Kommunen dabei unterstützen, selbst gesetzte Schwerpunkte Ihrer Präventionsarbeit umzusetzen.“ Dabei gelte der Grundsatz „vom Kind her denken“  um Lücken in den Präventionsketten zu identifizieren und abzudecken.

Video: Grußwort Familienstaatssekretär Bothe


Wie geht es 2019 weiter? - Bilanzierung der „Präventionsketten“

Die Evaluation des Projekts „Kommunale Präventionsketten“ sei Teil einer umfassenden Evaluation der familienpolitischen Leistungen des Landes. Dabei hob Staatssekretär Bothe hervor, dass die Bilanzierung der „Präventionsketten“ aus drei Teilen bestehe:

1. Der Nutzung des vorhandenen Wissens, das bei den beteiligten Kommunen, Akteuren und Projektpartnern aufgebaut werde.
2.  Den Ergebnissen der Evaluation, die im Sommer von den Evaluatoren vorgelegt werden.
3. Dem direkten Austausch des Ministers mit den Spitzen der Modellkommunen.

Aus dem Dialog mit den Kommunen seien bereits wichtige Botschaften an das Land gelangt, so Staatssekretär Bothe: "Die Kommunen haben klar gemacht, dass die Unterstützung des Landes beim Thema Prävention ausdrücklich gewollt ist." Der Staatssekretär kündigte in diesem Zuge ein weiteres Spitzengespräch an: Familienminister Stamp wird die Spitzen der teilnehmenden Kommunen erneut zu einem Dialog ins Ministerium laden – auch um die Perspektiven über 2018 hinaus zu besprechen.

„Partizipation ist immer wieder Aushandlungs- und Definitionssache.“

In seinem einstündigen Input gab Andreas Bethmann Einblicke in die Partizipationsforschung, so zeigte er anhand des "Pyramidenmodells" die verschiedenen Stufen von Partizipation auf. Darüber hinaus ließ er das Publikum in einigen Anekdoten an seinem eigenen Partizipations-Erfahrungsschatz teilhaben:

„Einen guten partizipativen Prozess erkennen Sie daran, dass es Ärger gibt“
Andreas Bethmann, PartKommPlus, Katholische Hochschule für Sozialwesen Berlin

Bethman erläuterte wie Partizipation dazu führe, dass Adressaten beginnen, ihre eigenen Interessen verstärkt wahrzunehmen und zu äußern - durchaus nicht immer im Konsens. Bis „die Leute“, wie Bethmann Adressaten gern nennt, bereit seien, sich aktiv an einem Prozess zu beteiligen, könne es manchmal ein ziemlich langer Weg sein. Doch führe er meist zum Ziel, wenn Themen „die Leute“ berühren und dadurch subjektive Relevanz erhalten. Durch den persönlichen Bezug entwickele sich erst die Motivation, der eigenen Meinung Ausdruck zu verleihen.

Wie man komplexe und „immer auch schwierige“ Beteiligungsprojekte erfolgreich durchführt, zeigten die Praxisbeispiele (Spielplatzplanung / Kochkurs für Übergewichtige Kinder). Wer selbst partizipativ tätig werden möchte, findet im Methodenkoffer hinreichend Ansätze und Praxiswissen zur Umsetzung. Und wenn´s mal wieder ganz schwierig sei -  mitten im Prozess – gibt Bethmann mit auf den Weg: "Jeder Mensch möchte Positives, es ist nur manchmal nicht leicht zu erkennen."

Video: Input von Andreas Bethmann zu "Partizipation"

 

Foren

Forum 1: Beteiligungsorientierte Angebotsplanung auf Quartiersebene (Praxisbeispiel: "Mobile Bildungsbaustelle")
Paul Hendricksen & Cathrin Zimmermann (ISSAB, Universität Duisburg-Essen)

Forum 2: Mehr als eine Methode: Aktivierende Befragung; Haltung und Rahmenbedingungen
Hille Richers (Freie Trainerin im Non-Profit-Bereich, Gründungsmitglied "Forum Community Organizing")

Forum 3: Formate zur Beteiligung von Fachkräften und Zielgruppen

  • "Generation Zukunft Arnsberg - ein zivilgesellschaftliches Beteiligungskonzept auf Grundlage einer Online-Befragung"
    Christian Eckhoff (Stadt Arnsberg, Leiter Familienbüro, Koordination "Kommunale Präventionsketten“) 
  •  „Das Elterncafé als Ort der Prävention und seine Wirkung auf den Familienalltag – Konzeption und Ergebnisse einer Fachkräftebefragung“
    Diana Wittmann (Stadt Aachen, Fachbereich Kinder, Jugend und Schule, Netzwerkkoordinatorin "Kommunale Präventionsketten")

Dateien:

Forum_Eckhoff_Beteiligungsverfahren_Arnsberg.pdf 2,13 Mi

Forum_Richers_Aktivierende_Befragung.pdf 190 Ki

Forum_Wittmann_Fachkraeftebefragung_Aachen.pdf 416 Ki

Forum__Hendricksen_Beiteiligungsorientierte_Angebotsentwicklung.pdf 653 Ki

Vortrag_Bethmann_Partizipation.pdf 689 Ki

Links:

PartKommPlus - Dokumentation der Abschlussveranstaltung: partkommplus.de/ueber-uns/partkommplus-abschlusstagung/

Gruppenbild der teilnehmenden Kommunen mit Familienstaatssekretär Bothe. Foto: ISA / Martin Scherag.