Lotsendienste in Arztpraxen haben enormes Potenzial, die Unterstützungs- und Versorgungslandschaft für Familien frühzeitiger, umfassender und passgenauer zu gestalten und damit einen wesentlichen Beitrag zur positiven Entwicklung und zum gesunden Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen zu leisten. Durch den vertrauensvollen, niedrigschwelligen und stigmatisierungsfreien Zugang über die niedergelassenen Ärzt*innen und medizinischen Fachangestellten können auch solche Familien erreicht werden, die sich in besonders belastenden Lebenslagen befinden und durch andere Unterstützungsangebot normalerweise nicht oder nur schlecht erreicht werden. Dabei tragen Lotsendienste im besten Fall dazu bei, dass nicht nur Familien erste oder korrigierende Erfahrungen mit einem interdisziplinären abgestimmten Hilfesystem machen, sondern auch niedergelassene Ärzt*innen, die Unsicherheiten und Herausforderungen in Bezug auf die Beratung und Vermittlung von Familien in belasteten Lebenslagen äußern, durch diese Angebotsform Unterstützung und Entlastung bei ihrer Arbeit mit den Familien erfahren. Zudem können Lotsendienste in Arztpraxen unter Berücksichtigung von Schweigepflichtentbindungen die multiprofessionelle Zusammenarbeit und den Austausch zwischen Gesundheitsakteur*innen und der Kinder- und Jugendhilfe/den Frühen Hilfen im Einzelfall befördern. Damit reagieren sie durch ein umfassendes, abgestimmtes und flexibles Hilfeangebot auf komplexe Belastungs- und Problemlagen von Familien.
Katharina Knüttel, Institut für soziale Arbeit e. V.
Kathrin Lassak, Institut für soziale Arbeit e. V.
Prof. Dr. Holger Nieberg, MSB Medical School Berlin