Im Lernnetzwerk findet der Austausch der Kommunen über wirksame Herangehensweisen bei der Installation kommunaler Präventionsketten statt. Ungenutzte Zugangswege, gut funktionierende Mechanismen und Good Practice Beispiele werden vorgestellt und auf ihre Übertragbarkeit in andere Kommunen überprüft. Mindestens ebenso wichtig ist aber der Austausch von Hürden und Stolpersteinen. Dazu braucht es eine vertrauensvolle Atmosphäre im Lernnetzwerk der Kommunen, die einer der Erfolgsfaktoren des Projektes "Kommunale Präventionsketten" ist.
Dr. Annette Frenzke-Kulbach, Fachbereichsleiterin Kinder-Jugend-Familie begrüßte die Vertreterinnen und Vertreter aus den Projektkommunen und unterstrich den hohen Stellenwert, der in Herne auf die Präventionsarbeit gelegt werde. Als Gelingensbedingung stellte sie die verlässliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit, insbesondere auf den interdisziplinären Ebenen hervor. Ein Punkt, der sich wie ein roter Faden durch den Tag des Lernnetzwerktreffens ziehen sollte.
Denn am Vormittag widmeten sich die Akteurinnen und Akteure dem Bundespräventionsgesetz als Gestaltungswerkzeug beim Aufbau von Präventionsketten im kommunalen Setting - im Idealfall geprägt durch intersektorale Zusammenarbeit.
Einführend machte Dr. Heinz-Jürgen Stolz, Leiter der Landeskoordinierungsstelle "Kommunale Präventionsketten NRW", deutlich, welche strategische Bedeutung dem Gesundheitswesen beim Aufbau kommunal koordinierter Präventionsketten zukomme und welche Chancen sich aus dem Bundespräventionsgesetz ergeben: Zugänge zu durch die Jugendhilfe schwer erreichbare Familien finden, multiprofessionelle Zusammenarbeit, um Belastungslagen entgegenzuwirken und die gemeinsame Bereitstellung einer planungsrelevanten Daten- und Wissensbasis ("Daten für Taten") seien Eckpunkte der Zusammenarbeit. Er forderte eine kommunale Gesamtstrategie ins Blickfeld zu nehmen.
"Nicht Symptome bekämpfen, sondern Ursachen. Weg von der Projektitis",
appellierte Stolz.
Präsentation Dr. Heinz-Jürgen Stolz
Video: Input Dr. Heinz-Jürgen Stolz
Das im Juli 2015 in Kraft getretene Bundespräventionsgesetz und seine Umsetzung in Nordrhein-Westfalen stellte Heike Reinecke, Leiterin des Referats Prävention und Öffentlicher Gesundheitsdienst im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen vor. Ausgehend von der Zielsetzung des Bundesgesetzes, Gesundheitsförderung und Prävention auch in Lebens- und Arbeitswelten zu stärken, stehe bei der Umsetzung der Bundesvorgaben auf Landesebene der "Settingansatz" in den Kommunen und Quartieren im Fokus. Die Landesrahmenvereinbarung stelle die Kooperation und Koordination in den Mittelpunkt. Angestrebt werde ein bedarfs- und zielorientiertes Zusammenwirken mit dem öffentlichen Gesundheitsdienst, den Trägern der Jugendhilfe, den Jobcentern und weiteren relevanten Einrichtungen und Organisationen. "Wir wollen aus den Schnittstellen Nahtstellen machen", bekräftigte Reinecke.
"Grenzen zwischen den Systemen zu überwinden, ist das Ziel."
Reinecke skizzierte den Rahmen der Möglichkeiten für Kommunen, Unterstützung und Mittel für Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention auf der Grundlage des Präventionsgesetzes durch das Landeszentrum Gesundheit NRW zu erhalten. Wichtig sei es, integrierte Konzepte zu entwickeln, die Vorhandenes berücksichtigen und koordinierende Wirkungen entfalten.
Zu konkreten Fragen bezüglich der Beantragung von Mitteln aus dem Bundespräventionsgesetz nahmen die Spezialisten aus dem Landeszentrum für Gesundheit NRW Stellung. Manfred Dickersbach und Jonas Weidtmann stellten die neue Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit NRW vor, die das Antragsverfahrens begleitet und zur Unterstützung konsultiert werden kann. Die Koordinierungsstelle biete den Kommunen eine projektbezogene Beratung an, die sich wiederum auf integrative Strategien fokussiere. Den Blickwinkel zu verändern und tatsächlich "vom Kind her zu denken", wie es in der Landesinitiative "Kommunale Präventionsketten" schon seit Langem gefordert wurde, lasse die Grenzen der Ressorts in den Hintergrund treten und helfe bei der intersektoralen Zusammenarbeit, so Weidtmann.
Weitergehende Informationen finden Sie auf der Internetseite: www.praeventionskonzept.nrw.de
Präsentation Manfred Dickersbach und Jonas Weidtmann
Ute Erdenberger von der Techniker Krankenkasse und Referentin Gesundheitsmanagement Ruhrgebiet beleuchtete das Thema aus Sicht fördernden Krankenkassen. Sie referierte über Qualitätskriterien im Antragsverfahren. Neben einem nachvollziehbaren und erkennbaren Bedarf komme es auch den Krankenkassen auf ein integriertes Gesamtkonzept an. Ein Steuerungsgremium sei deshalb zwingend erforderlich, wenn auch nicht unbedingt neu zu schaffen.
"Es geht eben gerade nicht um den Aufbau einer Parallelwelt",
erklärte Erdenberger.
Übereinstimmend wurde in allen Vorträgen deutlich, dass integrierten kommunalen Handlungsstrategien ein großer Stellenwert bei der Umsetzung des Bundespräventionsgesetzes zugedacht ist. Dies gilt es nun vor Ort in die Praxis umzusetzen.
Der Nachmittag war der Vorbereitung der neuen Entwicklungsgruppen gewidmet. In drei Workshops fanden die Vorstellungen der Themen statt.
- "Strategien zur Einbindung des Gesundheitswesens in die kommunale Präventionskette"
Handout der Entwicklungsgruppe Gesundheit
- "Bedarfsorientierte Gestaltung von Zugängen zu Eltern in Kommunen"
Handout der Entwicklungsgruppe Zugänge
- "Wissensbasiertes Handeln"
Handout der Entwicklungsgruppe wissensbasiertes Handeln
Bis zum 15. Dezember können Teilnahmewünsche rückgemeldet werden. Eine Mailabfrage erfolgt in der 49. Kalenderwoche. Im Januar erhalten die teilnehmenden Kommunen eine Bestätigung ihrer Teilnahme in der jeweiligen Entwicklungsgruppe. Ab Februar beginnen die ersten Sitzungen.
Das nächste Lernnetzwerk findet am 7. März 2018 statt.