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21. Lernnetzwerktreffen: „Die Präventionsketten sind länger geworden“

„Bedingungen gelingenden Aufwachsens“ war der Titel des 21. Lernnetzwerktreffens des Landesprogramms „Kommunale Präventionsketten NRW“. Auf Einladung der Landeskoordinierungsstelle tauschten sich am 29. Und 30. November 2018 die Vertreterinnen und Vertreter der 40 Projektkommunen über die Erfahrungen aus den bisherigen Förderphasen des Modellprojektes aus.

Agenda des 21. Lernnetzwerktreffens

Ilona Heuchel, geschäftsführender Vorstand des Instituts für Soziale Arbeit e.V. (ISA), begrüßte die ca. 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Wuppertal und führte durch die Veranstaltung. Das ISA ist seit 2012 Träger der Landeskoordinierungsstelle und für die inhaltliche Ausrichtung der Lernnetzwerkarbeit verantwortlich.

So bot die Landeskoordinierungsstelle in den letzten Monaten Entwicklungsgruppen zu den Themen Wissensbasiertes Handeln, Bedarfsorientierte Gestaltung von Zugängen zu Eltern und Einbindung des Gesundheitswesens in die kommunale Präventionskette an. Deren Ergebnisse wurden nun im Lernnetzwerk zusammengefasst und präsentiert. In drei Foren hatten die Akteure die Gelegenheit den Gesprächsfaden erneut aufzunehmen und weiterzuspinnen.  

Aus dem Familienministerium war Manfred Walhorn, Abteilungsleiter des Fachbereichs Kinder, nach Wuppertal gekommen, um den Stellenwert der Präventionsarbeit der Kommunen für das Land zu unterstreichen. Er machte deutlich, wie hoch er den Wert der entwickelten Expertise der bisherigen Projektkommunen für die Ausweitung der „Kommunalen Präventionsketten“ auf ganz Nordrhein-Westfalen einschätze, und forderte die Vertreterinnen und Vertreter der Kommunen auf, weiter Teil des Entwicklungsprozesses zu bleiben. Das erlangte Wissen um die bisherigen Erfolge - insbesondere den Weg dorthin - solle nutzbar gemacht werden für alle Kommunen in NRW, so der Wunsch aus dem Ministerium.

Grundlage dieses Wunsches wird nicht zuletzt das Vorliegen des Abschlussbericht der Evaluation des Landesprogramms „Kommunale Präventionsketten NRW“ gewesen sein. Familienminister Dr. Joachim Stamp hatte vor einem Jahr die Arbeit an den lückenlosen und nachhaltigen Präventionsketten auf den Prüfstein gelegt. Die unabhängige Consulting-Firma Ramboll hatte nach verschiedensten Interviews und Dokumentanalysen im Herbst dieses Jahres ihren Abschlussbericht vorgelegt. Bei diesem Lernnetzwerktreffen in Wuppertal stellte Kathrin Nachtsheim (Ramboll Management Consulting GmbH) die sehr ermutigenden Ergebnisse vor.

„Die Rückmeldungen aus den Kommunen zur Arbeit der Landeskoordinierungsstelle waren unglaublich positiv“ ,

lobte Nachtsheim.

Es wurde eine Haltungsveränderung in Gang gesetzt, die mit ein Grund für die verbesserte Abstimmung der Präventionsangebote gewesen sei.

„Die Präventionsketten sind länger geworden“, stellte Nachtsheim fest. 

Und doch gibt es Ratschläge zur Verbesserung der Präventionsarbeit. Ramboll folgert aus den Evaluationsergebnissen Empfehlungen für das Land. Diese reichen von der Stärkung der Regelsysteme über ein flächendeckendes Unterstützungsprogramm und die Optimierung der Kooperation der Landesministerien bis zu einem Landespräventionsgesetz.

zur Präsentation von Kathrin Nachtsheim

zum Vortragsvideo von Kathrin Nachtsheim

 

Auch die Landeskoordinierungsstelle zog nach den abgeschlossenen Modellphasen Bilanz. Dr. Heinz-Jürgen Stolz (Leitung) zeichnete ein Bild der „Kommunalen Präventionsketten“ als lernender Organisation, in deren Zentrum das Lernnetzwerk als Ort des interkommunalen Wissensaustausches stehe. In diesem konzeptionellen Rahmen suche man nach einzelkommunalen Lösungen, die von kommunal-passgenauen Gremienstrukturen abhängig sind und häufig zunächst die vorhandenen sozialräumlichen Ansätze als Pilotfunktionen nutzen. Die Lernkurve des Modellprojekts gehe hin zur verbindlichen, nachhaltigen Qualitätsentwicklung, die die richtige Motivation brauche. Der viel verwendete Leitspruch „Vom Kind her denken!“ bedeute nicht zuletzt, dass das Leitmotiv für die Präventionsarbeit „das gelingende Aufwachsen der Kinder“ sein müsse und nicht die Präventionsrendite:

„Die Kommunen sollen das machen, um den Kindern zu helfen und nicht um Geld zu sparen!“, so Stolz.

 

zum Vortragsvideo von Dr. Heinz-Jürgen Stolz

Zur Bilanz-Präsentation von Dr. Heinz-Jürgen Stolz

Zur Ausblick-Präsentation von Dr. Heinz-Jürgen Stolz

 

Die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis war dann auch das Sujet derKabarettistin Esther Münch in ihrer Rolle als Reinigungsfachkraft Waltraud Ehlert.

Die Künstlerin Esther Münch zeigte ein Programm, das thematisch eigens auf das Lernnetzwerktreffen angepasst war. Mit spitzer Zunge kommentierte sie die Stolpersteine der Präventionsarbeit und legte ihren Finger in gesellschaftspolitisch offene Wunden.

zum Auftritt von Esther Münch

 

Der zweite Tag des 21. Lernnetzwerktreffens war Impulsen aus der Forschung gewidmet. „Sprechen benachteiligte Kinder und Jugendliche eine verarmte Sprache?“ war die Fragestellung des Fachvortrags von Prof. Dr. Eva Neuland von der Bergischen Universität Wuppertal zu „alten und neuen Sprachbarrieren aus heutiger Sicht“. 

zum Vortragsvideo von Prof. Neuland

Wahlweise konnten die Vertretungen aus den Kommunen an einem der drei weiteren Foren teilnehmen: 

„Kommunales Präventionsmonitoring. Konzept – Umsetzungspotentiale – Alternativen“
DR. DAVID GEHNE
ZEFIR - Ruhr-Universität Bochum 

zur Präsentation von Dr. David Gehne

„Wie geht’s dir UWE? Umwelt, Wohlbefinden und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen“
MICHAELA ALBRECHT und KATHARINA YALTZIS
ZEFIR - Ruhr-Universität Bochum 

zur Präsentation von Michaela Albrecht und Katharina Yaltzis

„Verdichtung von sozialräumlicher Segregation in Kitas und Schulen - Kommunale Steuerungsansätze auf Ebene der Bildungseinrichtungen“ CAROLIN TRAPPMANN
KeKiz-Begleitforschung Modul Mikrodaten 

zur Präsentation von Carolin Trappmann

Dr. Heinz-Jürgen Stolz, Leiter der Landeskoordinierungsstelle "Kommunale Präventionsketten NRW" © ISA / Martin Scherag