Jan Luca ist eines der vielen Babys, die Kinderkrankenschwester Gülsün Cingöz und andere Fachkräfte in Hamm willkommen heißen. Im Hamm gibt es seit April 2013 einen Willkommensbesuch, der sich an Neugeborene und Zugezogene mit Kindern bis zu sechs Jahren richtet. Ein freiwilliges Angebot, an dem 87% der betreffenden Familien bisher teilgenommen haben. Wer zustimmt, bekommt Besuch und eine Präsenttasche mit Informationen zu Hilfsangeboten in Hamm. Die Fachkräfte verteilen Ordner mit Infomaterial und liefern Kontaktadressen von passenden Ansprechpartnern vor Ort. So bringen Cingöz und ihre Kolleginnen und Kollegen Licht ins Dunkel der Hilfsangebote Hamms und bilden eine Schnittstelle zu anderen Diensten.
Für Jan Lucas Eltern kam der Besuch der Kinderkrankenschwester gerade richtig: „Beim erstgeborenen Kind ist man schon sehr unsicher“, sagt der Vater Oliver Broek, „weil man über vieles nicht Bescheid weiß, und es nur passiv von Freunden mitbekommt.“ Ramona Broek quälten unzählige Fragen: In welchen Schritten entwickelt sich das Kind und läuft beim kleinen Jan Luca alles richtig? Gülsün Cingöz klärte sie über das behutsame Herangehen auf und gab Tipps, wie sie Gesten des Babys deuten können, wenn es Bauschmerzen hat. Die Krankenschwester verteilte auch Erfahrungsberichte, in denen die beiden nachlesen konnten, wie es anderen Eltern mit ihren Neugeborenen ergangen ist. „Da sind keine Fragen offen geblieben“, sagt Ramona Broek. Außerdem half Cingöz der jungen Mutter dabei, einen Rückbildungskurs bei der Elternschule Hamm zu beantragen. Den Willkommensbesuch nutzt Cingöz auch dafür, Mutter und Kind in ihren Säuglingstreff im Stadtteil einzuladen. Dort lernen sich Mütter kennen und kommen ins Gespräch, können Fragen klären und werden bei Bedarf an andere Einrichtungen weiter vermittelt. Regelmäßig referieren dort Experten zu Wunschthemen der Mütter, wie gesunder Ernährung, Zahnpflege oder Stillen.
„Ich sehe schon, wo mehr Hilfe benötigt wird. Dann bespreche ich das im Team und sorge dafür, dass eine Familienhebamme oder andere Hilfen in die Familie kommen“, sagt Cingöz. In extremen Fällen, wenn das Wohl des Kindes gefährdet ist, würde die Krankenschwester auch das Jugendamt einschalten.
Die Willkommensbesuche sind ganz im Sinne des Präventionsgedankens. Durch die frühzeitigen Hilfsangebote soll ein Gefühl der Überforderung gar nicht erst aufkommen. „Alle Sorgen und Bedenken kann man Eltern nicht nehmen“, sagt Ramona Broek, „aber wir wissen jetzt, wo wir Hilfe bekommen.“
Initiator: Stadt Hamm - Gesundheitsamt und Familienbüro
Kooperationspartner: Freie Träger
