Mit dem Modellvorhaben „Kein Kind zurücklassen – Kommunen in NRW beugen vor“ (KeKiz) startete die nordrhein-westfälische Landesregierung 2012 eine Initiative, um mit dem Aufbau kommunaler Präventionsketten in 18 Modellkommunen die Chancen für alle Kinder und Jugendliche auf ein gelingendes Aufwachsen zu verbessern. Begleitet wurden die Kommunen in der Entwicklungsarbeit durch die eigens eingerichtete Servicestelle Prävention am Institut für Soziale Arbeit e.V. (ISA). Im Jahr 2017 wurden weitere 22 Kommunen in das Projekt aufgenommen, die von den Erfahrungen der erstgeförderten Modellkommunen profitieren sollten. Das Modellvorhaben förderte die Kommunen dabei, Leitbilder, Netzwerke und Monitoringsysteme aufzubauen, mit denen Kinder und Jugendliche präventiv vor Bildungs- und Beteiligungsarmut geschützt werden sollten. Die Kommunen wurden weiterhin durch das ISA begleitet und untereinander in einem Lernnetzwerk in den fachlichen Austausch gebracht.
Flankiert wurde das Programm durch die Begleitforschung der Bertelsmann Stiftung, die unter anderem untersuchte, inwiefern Präventionsketten soziale Folgekosten senken (Bertelsmann Stiftung (Hrsg.), 2016). Nach dem Regierungswechsel im Juni 2017 wurde das Projekt unter dem Titel „Kommunale Präventionsketten NRW“ (KPK) fortgesetzt und bilanziert. Teil der Bilanzierung war eine Programmevaluation (Ramboll Management Consulting, 2018), die im Jahr 2017/18 zu einem positiven Gesamturteil kam und dabei auf folgende zentrale Erfolge fokussierte:
• Die Präventionsketten sind „länger geworden“ und nehmen neben der jüngeren Altersgruppe von vor der Geburt bis zehn Jahren auch ältere Kinder und Jugendliche ab elf Jahren in den Blick.
• Das Modellprojekt fügte sich gut ergänzend in die Förderlandschaft für die Präventionsarbeit ein
• Das Programm hat einen Impuls zur Reflexion und Weiterentwicklung der Steuerungs- und Kooperationsstrukturen in den Modellkommunen geliefert, die akteursübergreifende Kooperation gestärkt und eine gemeinsame Präventionsorientierung entwickelt.
• Das Programm setzte einen Impuls für Sozialraumorientierung und die Etablierung und Weiterentwicklung eines datenbasierten Präventionsmanagements.
• Durch die fachliche Begleitung der Kommunen u.a. mit der Organisation eines interkommunalen Austauschs („Lernnetzwerk“) wurde die örtliche Präventionsarbeit unterstützt und qualitativ weiterentwickelt.
Es wurde außerdem deutlich, dass neben der Einbindung der politischen Ebene von Anfang an aufgrund der komplexen Akteurs- und Angebotsstruktur eine zentrale kommunale Koordination unabdingbar ist.
Mit „kinderstark – NRW schafft Chancen“ ging die Förderung ab dem Jahr 2020 in die dritte Etappe. Das Programm baute konzeptionell auf den Erfahrungen der beiden Vorgänger auf und setzte die Präventionsarbeit in den Kommunen fort. Außerdem wurde die Förderung auf weitere Kommunen ausgeweitet und der Präventionsansatz erfolgreich in die Fläche getragen: Wurden 2020 noch 68 Förderanträge gestellt, waren es 2022 bereits 108 geförderte Kommunen und Kreise mit eigenem Jugendamt. Jährlich werden für „kinderstark“ mehr als 14 Millionen Euro bereitgehalten. Der Anteil der Fördermittel der jeweiligen Kommune bemisst sich an dem Anteil in der Kommune lebender Kinder, deren Familien Sozialleistungen nach SGB II beziehen. Außerdem ist für kleine Kommunen ein Sockelbetrag von 25.000 Euro vorgesehen. Ziel ist es, Kinder und Jugendliche besser vor Armut zu schützen und ihre Chancen auf einen Aufstieg durch Bildung weiter zu erhöhen. Gerade sozial benachteiligte Familien sollen in ihren Bildungs- und Teilhabechancen gestärkt werden.