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aus den Kommunen

Ein Familienzentrum an der Mammutschule

Familien in sozialen Brennpunkten besser unterstützen. Das ist das Ziel des Landesprogramms „kinderstark – NRW schafft Chancen“. Durch das Programm des Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen können unter anderem Familiengrundschulzentren gefördert werden. Die NRW-Kommune Ahlen verfügt über ihr erstes städtisches Familienzentrum an der Mammutschule, einer Grundschule im Ahlener Süden, und will damit Schule und Eltern mehr zusammenbringen.

An vielen Kitas gibt es bereits Familienzentren. Dort bekommen Eltern Bildungs- und Beratungsangebote in Kooperation mit anderen Institutionen - wie etwa der Frühförderung, Psychologischen Beratung, dem Sozialen Dienst, Kinderärzten, Sprachförderung oder Logopädie. Weitere Beispiele für Angebote in Familienzentren sind offene Sprechstunden für Erziehungs- bzw. Familienberatung, niedrigschwellige Elterncafés, Erziehungs-Kompetenz-Kurse, Übergangsberatung Kita-Grundschule und vieles mehr. In der Kita könnten Eltern auch ganz niedrigschwellig zwischen Tür und Angel der Erzieherin Fragen stellen oder Sorgen loswerden, sagt Marina Bänke, sie arbeitet in der Stadt Ahlen an der Weiterentwicklung der kommunalen Präventionskette. Wenn die Kinder dann in die Grundschule kämen, ergebe sich oft eine Lücke. Auch die Eltern der Grundschulkinder brauchen eine vertraute und feste Ansprechperson und eine Anlaufstelle an der Schule für ihre Fragen und Anliegen.

Die Stärkung der Elternarbeit sei eine der wichtigsten Zielsetzungen der Stadt Ahlen beim Aufbau ihrer kommunalen Präventionskette, sagt Marina Bänke. Um allen Kindern dieselben Chancen auf Bildung zu ermöglichen. Denn Kinder bräuchten für ein gelingendes Aufwachsen engagierte Fachkräfte und Eltern in Kooperation.

Unter dem Motto „Ein gutes Verhältnis zwischen Eltern, Kindern und Schule. schafft Achtung, Nähe und gute Kontakte“ wurde an der Mammutschule, eine Grundschule in Ahlen, jetzt seit 2017 ein solcher Unterstützungsort eingerichtet: ein sogenanntes Familiengrundschulzentrum. Dahinter stehen Begegnungs- und Beratungsangebote für Eltern durch pädagogische Fachkräfte.

Eine pädagogische Fachkraft leitet das Zentrum, kooperiert häufig mit der Schulsozialarbeiterin und Lehrkräften. Der Arbeitsplatz liegt in einem Raum im Schulgebäude, wird häufig für Beratungsgespräche genutzt, aber auch viele andere Räume in der Schule, insbesondere für die Angebote mit den Eltern, wie die Aula oder der Speiseraum.

Unter den Begegnungsangeboten sind ein tägliches Elterncafé in der Schulküche, ein monatliches Eltern-Frühstück und Kuchenessen, ein Handarbeitskreis und Basteltreff, ein Vater-Kind Angebot und ein vierteljährliches internationales Kochen.

Marina Bänke beschreibt den Begegnungsort so: „Hier können die Eltern einfach mal ins Gespräch gehen, ungezwungen mit allem, was ihnen auf dem Herzen liegt, und bekommen dann Rat oder auch wirklich tatkräftige Unterstützung.“

Zum Beispiel bei Mobbing im Klassenraum. Viele Eltern stellen sich dann die Frage, wie sie ihrem Kind am besten helfen können und brauchen manchmal Unterstützung dabei.

Das Familiengrundschulzentrum stelle in solchen Fällen eine zusätzliche Ressource dar, sagt Marina Bänke. Eine Mutter habe sich besorgt an das Familiengrundschulzentrum gewandt, weil ihr Kind nicht mehr gerne zur Schule gegangen sei. „Solch eine Situation konnte gut und rechtzeitig aufgefangen werden, indem sich die Schulsozialarbeiterin um das betroffene Kind, die Klassenlehrkraft um die Klasse und die Koordinatorin des Familiengrundschulzentrums eben um die Eltern kümmerte“

Die Ansprechpartner*innen beraten die Eltern bei Herausforderungen und verweisen bei größerem Bedarf an Hilfen vor Ort weiter. Dafür sind die Mitarbeitenden auch mit freien Trägern aus dem Stadtteil vernetzt. Ein solches Angebot mache nur Sinn, wenn alle Akteure den Willen zur Kooperation hätten, sagt Bänke. Für das Familienzentrum an der Mammutschule sind das die Systeme Offene Ganztagsschule, die Schulsozialarbeit, die Schulleitung, Jugendamt und freie Träger.

„Die Schule lebt vom Familienzentrum und kann ihre Elternarbeit intensiver und bedarfsgerechter gestalten. Durch das Familienzentrum sind Eltern sichtbarer Teil der Schule.“ Neben der Schule, wo es eben auch Bewertungen über Noten gibt, sei das Familiengrundschulzentrum ein reiner Wohlfühlort für die Eltern.

Anfangs seien manche Lehrkräfte skeptisch gewesen. „Nach dem Motto: Was ist jetzt ein Familienzentrum? Wir haben doch schon Schulsozialarbeit und OGS. Aber mittlerweile haben auch die Lehrkräfte erkannt, wie hilfreich das ist. Durch das Familienzentrum funktioniert die Kommunikation wesentlich besser.“ Inzwischen gab es einige Kooperationsveranstaltungen mit Eltern, Lehrkräften und Schülerschaft. Etwa das Café der Möglichkeiten, eine Informationsveranstaltung zu weiterführenden Schulen, gemeinsame Einzelfallberatungen oder auch eine gemeinsame Konferenz zu mehr Verkehrssicherheit.

Der Pionier ist die Kommune Gelsenkirchen, die schon vor einigen Jahren mit finanzieller Unterstützung der Wübben Stiftung sechs Familiengrundschulzentren geschaffen hat. Ziel des Programms ist die Unterstützung von Kindern und Jugendliche aus schwierigen familiären Situationen durch Familienzentren an Grundschulen in sozialen Brennpunkten.

Bänke sieht in den Familiengrundschulzentren viel Potential. Inzwischen gibt es in Ahlen drei weitere Familiengrundschulzentren, alle vier werden mit städtischen Mitteln finanziert. Im zweiten Schritt strebt Bänke an, Familienzentren an Kitas und Grundschulen zu einem Netzwerk zusammenzuführen, um voneinander zu lernen, einheitliche Konzepte zu erstellen und gemeinsam das Angebot zu optimieren. Dabei sollen alle Stellen gemeinsam herausfinden, für welche Elternschaft, welche Angebote passen und mit welchen Mitteln und Kommunikationsstrategien man sie am besten erreicht. Marina Bänke blickt gespannt in die Zukunft: „Das sind spannende Fragen für uns, die dafür sorgen, dass wir noch genug Arbeit haben werden, aber für unsere Familien in Ahlen ständig besser werden.“

 

 

Interview mit Dr. Markus Warnke, Geschäftsführer der Wübben Stiftung


Familienzentren an Grundschulen: "Es geht darum, Schule und Eltern zusammenzubringen, im Sinne der Kinder."

Marina Bänke, Jugendamt Stadt Ahlen, Foto: ISA / Martin Scherag