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13. Lernnetzwerktreffen: "Es gibt viel zu tun"

Allgemein strategische Fragen und konkrete Herausforderungen - die Partner aus den 18 Modellkommunen von "Kein Kind zurücklassen!" müssen beim Aufbau von Präventionsketten unterschiedliche Hürden überwinden. Zu breit gefächerten Themengebieten gaben Experten beim 13. Lernnetzwerktreffen Auskunft.

„Wir betrachten das Modellvorhaben insgesamt als Erfolg“, sagte Marco Becker vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport (MFKJKS) in seiner Begrüßungsrede. Er nutzte das 13. Lernnetzwerktreffen, um mit den Beteiligten aus den Modellkommunen den Blick in die Zukunft zu richten. „Wir haben uns daher entschlossen, die Erkenntnisse aus „Kein Kind zurücklassen!“ landesweit zu verbreiten.“ Aktuell arbeiten die Partner daran, Konzepte für den Rollout – also die Verbreitung auf Landesebene – zu entwickeln. Was bereits feststehe, betonte Becker, sei, dass die Zusammenarbeit mit allen bisherigen Partnern fortgesetzt werde. Die Staatskanzlei behält die Gesamtverantwortung für „Kein Kind zurücklassen“, das MFKJKS wird weiterhin mit der operativen Umsetzung betraut sein. Die NRW-Ministerpräsidentin und Dr. Brigitte Mohn von der Bertelsmann Stiftung haben schon im Frühjahr vereinbart, die Zusammenarbeit im Bereich der Evaluation fortzusetzen. Ebenfalls wird die Zusammenarbeit mit der Landeskoordinierungsstelle in Trägerschaft des Instituts für soziale Arbeit e.V. (ISA) fortgesetzt. „Eine wesentliche Lehre aus „Kein Kind zurücklassen“ ist, dass Vorbeugung funktioniert, wenn sie von der kommunalen Spitze gewollt und tatsächlich in der Umsetzung unterstützt wird“, so Becker.

Dr. Stolz, Leiter der Landeskoordinierungsstelle von „Kein Kind zurücklassen!“ betonte, dass viel Gelungenes in die Fläche gebracht werden könne. Darüber hinaus hätten die Partner im Modellvorhaben aber auch gelernt, wo Stolpersteine und Herausforderungen beim Aufbau kommunal koordinierter Präventionsketten lägen – und wo somit verstärkte Anstrengungen nötig würden. „Stichworte aus dem Fachdiskurs hierzu sind insbesondere »wirkungsorientierte Steuerung«, »Monitoring« und »Evidenzbasierung«; darüber hinaus muss es uns gelingen, insbesondere das Gesundheitswesen besser in die Präventionsketten zu integrieren.“ Solche umfassenden Prozesse der Institutionsentwicklung bräuchten in der Regel mindestens acht bis zehn Jahre Zeit – zumal es wenig Erfahrungen mit der bereichsübergreifenden, wirkungsorientierten Zusammenarbeit gäbe. „Es gibt also viel zu tun.“, so Stolz.
In seinem Einleitungsvortrag systematisierte Dr. Stolz die Ergebnisse des Modellvorhabens in einem Qualitätskreislauf, den Kommunen fortan bei der Ausgestaltung ihrer Präventionskette beachten können. Darüber hinaus zeigte er auf, welche Rolle der Erfahrungsaustausch zwischen den Kommunen hierbei spielt. Im Lernnetzwerk wurden gezielt Austauschmöglichkeiten und Instrumente geschaffen, die diesen so genannten interkommunalen Wissenstransfer gefördert und somit die Weiterentwicklung der einzelkommunalen Präventionsketten angeregt haben.

Um weiter Erfolge zu verzeichnen, appellierte Burkhard Hintzsche, Beigeordneter der Stadt Düsseldorf, an die Teilnehmenden, geschlossen zu handeln: „Prävention ist nicht die Aufgabe eines Amtes oder eines Fachbereichs, sondern gelingt nur im Zusammenwirken aller Verantwortlichen.“ Für die Zukunft sei es notwendig, die Angebotsplanung noch stärker an nachweisbaren Wirkungen zu orientieren. Dies sei auch vor dem Hintergrund der starken Flüchtlingszuwanderung erforderlich, die für alle Kommunen eine große Herausforderung darstellten.

Norbert Grehl-Schmitt vom Caritasverband für die Diözese Osnabrück wurde konkret und gab in einem Expertenworkshop Anregungen, wie Kommunen chancengerechte Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten für Flüchtlinge gewährleisten können. Er gab Empfehlungen, um jungen Flüchtlingen bis zu 27 Jahren, ohne Schulpflicht und unabhängig von der Herkunft oder mutmaßlichen Aufenthaltsdauer, die Teilhabe an Bildung und Beruf und damit schließlich ein eigenständiges Leben zu ermöglichen. Anke Sarrazin, Koordinatorin KiTa Grundschule in Recklinghausen, gab Anregungen, wie eine gesamtstädtische Strategie zur Gestaltung des Übergangs Kita-Grundschule entwickelt werden könne. Stefan Schmidt, von Schmidt Evaluation,  gab Auskunft zum Thema "Fallmanagement im Rahmen der Frühen Hilfen (0-6 Jahre)". Konkret ging es um die Nachverfolgung der Leistungen zur Qualitätsentwicklung. Das Nachfassen erfolgt im Rahmen eines Besuchs der Familien durch die Stadtteilkoordination. Die Ergebnisse aus dieser aufsuchenden, einzelfallbezogenen Nachverfolgung sollen zur Qualitätsentwicklung beitragen und in die institutionelle Regelpraxis integriert werden.

Marco Becker (rechts) ermunterte die Kommunen, weiter auf Prävention zu setzen. Bild; ISA/Johannes Schütte.