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15. Lernnetzwerktreffen in Gelsenkirchen

Welche Rolle nehmen die bisherigen Modellkommunen während der landesweiten Umsetzung von „Kein Kind zurücklassen! Für ganz Nordrhein-Westfalen“ ein? Was sind die zentralen Themen für eine Weiterentwicklung der Präventionskette in den nächsten Jahren? Mit diesen und vielen anderen Fragen beschäftigte sich das Lernnetzwerktreffen am 24. November 2016 in Gelsenkirchen.

Die Teilnehmenden diskutierten Thesen und Fragestellungen aus den Bereichen: Armutssensibilität, Gesundheit, Zugänge zu Leistungen und Einbezug der Schule in die Präventionskette.

Zu Beginn der Tagung verwies Marco Becker, Leiter der Projektgruppe Prävention im Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, auf die verschiedenen Fördermöglichkeiten, die das Land Nordrhein-Westfalen bereitstellt, wie z.B. das Programm "Starke Quartiere - Starke Menschen". Viele "Kein Kind zurücklassen!"-Kommunen haben sich bereits um Unterstützung beworben.

Weiter berichtete Becker, dass das Familienministerium an einer Bündelung der Angebote für Eltern und Netzwerkpartner arbeite. Es komme damit dem Wunsch der Kommunen nach einer zentralen Suchmöglichkeit nach. Auch für die Netzwerkkoordinierenden und die kommunalen Planerinnen und Planer sei es von hohem Interesse, sich einen gesamtkommunalen Überblick über die Angebotslandschaft verschaffen zu können, um auf dieser Basis Entwicklungsbedarfe und Angebotslücken zu identifizieren. Um auf diese Bedarfe einzugehen, plant das Familienministerium eine Weiterentwicklung des Onlinesystems Frühe Hilfen.

Becker informierte im Lernnetzwerk über den aktuellen Stand bei der Erweiterung der Landesinitiative "Kein Kind zurücklassen! Für ganz Nordrhein-Westfalen" um 22 neue Kommunen. "Das Interesse der Kommunen an einer Teilnahme an der Landesinitiative ist groß und die hohe Qualität der Interessensbekundungen zeigt, dass das Thema Prävention im Land angekommen ist!", erklärte Becker. Aktuell werden die Interessensbekundungen zur Teilnahme an der Landesinitiative ausgewertet, um möglichst zeitnah mit der landesweiten Verbreitung starten zu können. Denn die Ergebnisse der Modellphase sollen weitergegeben werden, um andere Kommunen in ihrer Entwicklung zu unterstützen.

Ein zentrales Ergebnis der Modellphase ist der Qualitätsrahmen der Landesinitiative "Kein Kind zurücklassen! Für ganz Nordrhein-Westfalen". Die Weiterentwicklung dieses Qualitätsrahmens aufgrund der fachlichen Rückmeldungen der Netzwerkkoordinatorinnen und -koordinatoren präsentierte Dr. Heinz-Jürgen Stolz, Leiter der Landeskoordinierungsstelle "Kein Kind zurücklassen! Für ganz Nordrhein-Westfalen". Dr. Stolz ging vor allem auf die Neugestaltung der Station 4 "Evidenzbasiertes Handeln" ein und präsentierte hier sowohl Prüffragen für die kommunale Umsetzung als auch eine Anpassung der Präventionsstandards. Der Leiter der Landeskoordinierungsstelle würdigte darüber hinaus die vertrauensvolle und hocheffektive Zusammenarbeit der letzten vier Jahre und bedankte sich sowohl bei allen Modellkommunen also auch bei den Vertreterinnen und Vertreter des Landes für die gute Kooperation. "So etwas ist nicht selbstverständlich: eine solche Intensität und Qualität des Austausches der Kommunen untereinander. Aber auch das echte Interesse des Landes an den Bedürfnissen der kommunalen Ebene ist aus meiner Sicht besonders", hob Dr. Stolz hervor.

Im Anschluss informierte Maren Hilke, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Landeskoordinierungsstelle, über den zukünftigen Aufgabenzuschnitt der Netzwerkkoordinatorinnen und -koordinatoren und den Aufbau des Lernnetzwerkes an dem zukünftig insgesamt 40 Kommunen teilnehmen werden. Herzstück des Lernnetzwerkes bleiben die regelmäßigen Lernnetzwerktreffen. Und auch im Jahr 2017 wird es wieder eine gemeinsame Frühjahrsakademie mit dem Kinderarmutsprogramm des Landschaftsverband Rheinland (LVR) geben. Neu ist unter anderem ein "Kein Kind zurücklassen!"-Ordner, in dem Kommunen unterschiedliche Informationen und Darstellungen finden, die beim Auf- und Ausbau kommunaler Präventionsketten hilfreich sind. Eine weitere Neuerung sind die so genannten "Entwicklungsgruppen", in denen sich Kommunen zu spezifischen Fachthemen austauschen und über eine Art Lernwerkstatt Praxishandreichungen entwickeln.

In der Vorbereitung des 15. Lernnetzwerktreffens hat die Landeskoordinierungsstelle eine Onlinebefragung bei den 18 Netzwerkkommunen durchgeführt, um die aus kommunaler Sicht zentralen Themen für die Weiterentwicklung von Präventionsketten zu identifizieren. Während der landesweiten Verbreitung von "Kein Kind zurücklassen! Für ganz Nordrhein-Westfalen" wird ein Schwerpunkt auf der Bearbeitung dieser Fachthemen liegen. Über die verschiedenen Formate im Lernnetzwerk werden die Kommunen so bei der Bearbeitung strategisch wichtiger Fragen unterstützt. Dies kommt nach Aussage von Christin M. Jasper, kommunale Begleiterin von "Kein Kind zurücklassen! Für ganz Nordrhein-Westfalen", gerade den Kommunen zugute die noch am Anfang stehen, bei dem Aufbau ihrer Präventionsketten. Frau Jasper präsentierte gemeinsam mit Dr. Johannes Schütte, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Landeskoordinierungsstelle, die Befunde der Abfrage. Es ging um die Priorisierung der Fachthemen durch die Netzwerkkoordinatorinnen und darum zu welchen Themen ein besonderer Austauschbedarf besteht. Nach einer ausführlichen Darstellung der zentralen Ergebnisse schloss sich direkt die Diskussion mit den Teilnehmenden an.

Nach der Mittagspause wurden vier Einzelthemen herausgegriffen und vertiefend in Arbeitsgruppen diskutiert. In zwei Durchgängen ging es um die Themen: "Ganztag als Gelegenheitsstruktur für Prävention", "Zugangswege über die Konzeptidee: Grundschule als Familienzentrum", "Kooperation mit Geburts- und Kinderkliniken, Kinderärzten, Therapeuten" und "Sozial durchmischte Nutzung von Kitas und Familienzentren fördern". Die Workshops dienten vor allem dazu, die Fragen der Praktikerinnen und Praktiker zu identifizieren und eventuelle Wissensbedarfe zu lokalisieren. Dieser ergebnisoffene Prozess war auch dafür gedacht, die relevanten Akteure und bereits vorhandene Erfahrungen aus der kommunalen Praxis zu finden. Die Diskussion machte deutlich, dass es großen kommunalen Gestaltungsraum gibt, der ausgeschöpft werden kann.

Foto: ISA / Christina Günther.